Klavierkonzert F-Dur KV 459

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t1 Konzertführer
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert F-Dur KV 459

Am 11.Dezember 1784 vollendet Mozart als sechstes der in diesem Jahr komponierten Klavierkonzerte das Konzert in F-dur KV 459. Sein Grundcharakter ist militärisch, schneidig, stolz, seine Tugenden die eines Offiziers. Im Kopfsatz sah Einstein alle Merkmale eines „idealen Marsches“ vereinigt: „Den festen Schritt, die punktierten Rhythmen, die militärische Haltung.“ Für diese These spricht nicht nur das stolz und selbstbewusst und ohne Umschweife das Konzert eröffnende trommelartig-kecke Hauptthema, das, wenn man es einmal gehört hat, ewig haften bleibt, sondern eine ganze Reihe von betont männlichen, mal abtaktig auftrumpfenden, mal stolz abreißenden Gesten, die aber nie die Grenzen heiterer Zurschaustellung männlicher Kraft oder männlichen Imponiergehabes überschreiten. Gewalt oder auch nur Bedrohliches entspringt keinem Ton. Neben dem dominierenden Marschthema lässt Mozart aber auch hier eine Fülle anderer musikalischer Gedanken einfließen, welche die Vorzüge des Soldatenlebens in den erdenklich schönsten Farben als fröhliches und ruhmreiches Dasein ausmalen, natürlich wie immer eine Spur zu schön, zu unbeschwert, sodass die zunächst jeden Hintergedankens unverdächtige musikalische Anwerbungsaktion sich schnell in das ironische Gegenteil verkehrt: Mozartschen Märschen ist eben nie zu trauen. Dass das als Lockvogel eingesetzte Hauptthema sich dann als penetranter Ohrwurm erweist, mag man als weiteren sehr diskreten Hinweis Mozarts bewerten, wozu Musik, wenn man nur mit ihr umgehen kann, in der Lage ist, über welche betörenden Kräfte sie verfügt!

Attila Csampai

© Csampai / Holland: Der Konzertführer. Rowohlt Verlag.