Wann ist schon ein dritter Satz Dreh- und Angelpunkt einer Klaviersonate – und nicht der Kopf-, oder Finalsatz, auch nicht der langsame? Selten, doch bei Chopins Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 35 trifft genau das zu. Sinnbildlich lässt Chopin im dritten Satz Marche funèbre einen Trauermarsch vorbeiziehen, schwerfällig und dunkel; zeigt im Mittelteil dann aber doch eine feine Melodie in Dur. Eine Erinnerung an den großen Chopin-Spieler Artur Rubinstein; auf die epochale b-Moll-Sonate folgen Etüden aus op. 10 und op. 25 und die Polonaise in As-Dur, die "Heroische". Bei Rubinstein gerät auch das Heroische nie ohne Eleganz.