Klavierkonzert D-dur KV 537

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t1 Konzertführer
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert D-dur KV 537

Das D-dur-Konzert KV 537 beendete Mozart am 24. Februar 1788, also zehn Wochen vor der Wiener Premiere des Don Giovanni, und versuchte damit an die früheren Erfolge der Jahre 1784 bis 1786 anzuknüpfen, was ihm nicht gelang. Zu seinen Lebzeiten wurde das Konzert in Wien nicht aufgeführt. Erst vierzehn Monate später, am 14. April 1789, konnte er es in Dresden zum ersten Mal aufführen, im Rahmen eines ‚Zimmer Concerts‘ der Kurfürstin Amalie von Sachsen. Der Name Krönungskonzert ist ein später angedichtetes Attribut, das sich der irrigen Meinung verdankt, Mozart habe es speziell für die Krönung Leopolds II. – sie fand am 9. 0ktober 1790 in Frankfurt am Main statt – geschrieben. Es wurde lediglich in einem Konzert aufgeführt, das Mozart sechs Tage danach in eigener Regie und „zu seinem Vortheil“ im Frankfurter Stadt-Schauspielhaus gab, das aber mit den offiziellen Festlichkeiten nichts zu tun hatte. Und warum sollte Mozart ausgerechnet zu einem solchen festlichen Ereignis ein derart introvertiertes, fragiles und von traurigen Gedanken erfülltes Werk beigesteuert haben? Sollte es gar eine kritische Stellungnahme zu dem Krönungsspektakel gewesen sein? Das Frankfurter Gastspiel brachte in keiner Weise den erhofften Erfolg. „Übrigens bin ich froh wenn es vorbey ist“, schreibt er an Constanze am Vorabend der Krönung.

Und es ist wirklich so, als ob sich dieses Konzert von seinem Vorsatz, seinem Tonartencharakter gemäß heitere Atmosphäre zu verbreiten, immer wieder selber abbringen würde, indem es mehrmals plötzlich traurigen Gedanken nachgibt, die es nicht vertreiben kann. Mit Ausnahme der Hauptthemen in den drei Sätzen, die die Dur-Grundtonart bestätigen (müssen), enthalten die Seiten- und Nebenstränge aller drei Sätze eine bemerkenswerte Fülle von schmerzlichen Wendungen, die sich in Moll-Färbungen, Alterationen, abwärts gerichteter Bewegung oder in chromatischen Modulationen äußern. Am eindringlichsten vollzieht sich ein solcher überraschender Haltungswechsel der Musik im Soloseitenthema des ersten Satzes, wenn die zunächst emphatisch aufwärtsstrebende A-dur-Figur in der rechten Hand plötzlich in den a-moll-Bereich umkippt und in eine schmerzlich nach unten gerichtete chromatische Linie mündet, die, würde das Orchester nicht vermittelnd eingreifen, den Stillstand des musikalischen Flusses zur Folge hätte. Ebenso bringt der A-dur-Seitenkomplex des langsamen Satzes ganz unvermutet einen stark modulierenden, von einer chromatisch fallenden Bewegung geprägten Mittelteil, der wiederum nach a-moll führt; und selbst das heitere Antlitz, die tänzerische Geste des Allegretto-Schlusssatzes trüben mehrmals düstere Moll-Passagen.
Attila Csampai

© Csampai / Holland: Der Konzertführer. Rowohlt Verlag.