Heinrich Sutermeister

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t1 Konzertführer
Heinrich Sutermeister
Heinrich Sutermeister

geb. Feuerthalen, 12. August 1910 – gest. Vaux-sur-Morges, 16. März 1995

„Meine reinen Instrumentalwerke sind nicht wichtig. Die Cellokonzerte werden zwar ziemlich häufig gespielt, aber ich nehme sie nicht allzu ernst“ (Sutermeister in einem Interview mit Denis François Rauss). Sutermeisters Bekenntnis zum Defizit an instrumentalkompositorischer Bedeutung (das in der Tat zu der recht häufigen Aufführung einiger seiner Werke kontrastiert) verweist auf den zentralen Bereich seines Schaffens, den der Opern, der Funk- und Fernseherzählungen, deren Sujets sich zwischen Tragik, heiterer Burleske und schlichter Einfachheit bewegen. 1910 bei Schaffhausen geboren, kam Sutermeister 1929/30 in Paris mit Honegger und mit der Musik von Milhaud und Poulenc zusammen. In München studierte er bei Courvoisier und Orff. Von 1963 bis 1975 leitete er eine Kompositionsklasse in Hannover. Sutermeister gilt als einer der erfolgreichsten Schweizer Komponisten. Neben den Instrumentalkonzerten komponierte er eine Reihe von programmatischen Kantaten (darunter Das Hohelied, Der Papagei aus Cuba, Omnia ad unum), ein Requiem sowie Quadrifoglio für vier Blasinstrumente und Orchester. Immer zielen seine Werke auf eine direkte Verständlichkeit der musikalischen Mittel. Sie nehmen als Ausgangspunkt die Musiksprache des späten Verdi, dessen ‚effetto‘ Sutermeister als Ideal gilt. Die Tonalität ist auch in späteren Werken der Garant für seine sparsam ausgreifende Experimentalität.

Sein künstlerisches und humanitäres Anliegen umschrieb er mit den Worten: „Es gilt, das Bildnis des Menschen musikalisch zu erwärmen und zu durchleuchten. Noch heute verfügen wir Komponisten über eine ungeheure Macht, die wir, zu getreuen Händen übernommen, beherrscht und weise auszuüben haben. Seien wir uns doch dieser Verantwortung bewusst und versuchen wir, die Verkrampfung in kurzsichtigen Machtpositionen und Gruppenbildungen, die das gegenwärtige Weltbild unheilvoll beherrschen, mit der Macht der Töne zu lockern und zu lösen.“

Lothar Mattner

© Csampai / Holland: Der Konzertführer. Rowohlt Verlag.