L‘Arlésienne-Suiten

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t1 Konzertführer
Georges Bizet
L‘Arlésienne-Suiten

Zur Premiere von Alphonse Daudets Drama L’Arlésienne – der Tragödie eines jungen Bauern, der eine Frau aus Arles liebt und sich, da er ihre Untreue nicht erträgt, schließlich umbringt – schrieb Bizet 1872 eine aus siebenundzwanzig meist kurzen Nummern bestehende Schauspielmusik. Sie zeigt Bizets besondere Fähigkeit, in ebenso knappen wie einfachen Formen ganz bestimmte Charaktere, Stimmungen und Sphären überaus präzis und anschaulich darzustellen, und sie belegt überdies auf eindrucksvolle Weise seinen sensiblen Sinn für exotisches Kolorit. Mit der Musik zu L'Arlésienne schuf er den provençalischen Ton schlechthin (ähnlich wie den spanischen in Carmen). Dabei stützte er sich auch auf original provençalische Lieder wie jenes, mit dem die Ouvertüre beginnt. Bizet selbst stellte für den Konzertsaal die Suite Nr. 1 zusammen, die aus der Ouvertüre und drei Zwischenaktmusiken besteht. Die Suite Nr. 2 dagegen wurde erst nach Bizets Tod von dessen Freund Ernest Guiraud geschaffen, der jedoch nicht, wie es Bizet bei der 1. Suite getan hatte, die Stücke unverändert aus der Schauspielmusik übernahm, sondern sie bearbeitete; zudem fügte er als dritten Satz ein Stück aus einem ganz anderen Zusammenhang ein, nämlich aus Bizets Oper La Joly Fille de Perth. Es dürfte der besondere Erfolg der L’Arlésienne-Suiten gewesen sein, der geschäftstüchtige Verleger dazu bewog, auch aus La Jolie Fille de Perth und vor allem aus Carmen Suiten für den Konzertsaal zu arrangieren.
Egon Voss

© Csampai / Holland: Der Konzertführer. Rowohlt Verlag.