Neben den beiden großen Klavierkonzerten hat der Komponist drei kürzere Werke für die gleiche Besetzung hinterlassen, von denen das Capriccio brillant h-moll op. 22, entstanden im Anschluss an das Opus 25, das originellste ist. Die unbegleiteten Arpeggien des Klaviers mit melodischen Spitzentönen verleihen der Andante-Einleitung (H-dur) den Charakter eines Ständchens zur Harfe. Der sonatenförmige Hauptteil (Allegro con fuoco) ist ein wirbelndes Virtuosenstück von der Art des Konzertstücks f-moll op. 79 von Carl Maria von Weber. Weniger bedeutend erscheinen die beiden anderen Werke; das 1834 vollendete Rondo brillant Es-dur op. 29 interessiert zwar durch eine geschickte Kombination von Rondo- und Sonatenform, wirkt aber durch seine „Armut an neuen Wendungen für's Klavier“, wie Mendelssohn dem Widmungsträger, seinem Freund Ignaz Moscheles, gegenüber selbst bekannte, ermüdend. Die Serenade und Allegro giocoso D-dur op. 43 aus dem Jahre 1838 verbindet ein Lied ohne Worte mit Orchesterbegleitung (Andante in h-moll) mit einem Allegro, dessen Durchführung – wie bei einer Ouvertüre – sehr kurz gehalten ist und Elemente der Rondoform enthält. Die Entstehung innerhalb kürzester Zeit wirkte sich nicht auf die satztechnische Qualität, wohl aber auf die Originalität der Erfindung ungünstig aus: Eher scheint Routine als Inspiration diese Musik zu bestimmen.
Hartmut Becker