Musikgeschichten: 24. Dezember (1818)

Stille Nacht

Zurück
Martin Geck †
Martin Geck †
24.12.2018

Genau 200 Jahre ist es her, dass an einem Heiligabend im Salzburger Land das Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht erklang. Das geschah in de Dorfkirche St. Nikola in Oberndorf. Dort steht heute die gern besuchte Stille-Nacht-Kapelle, die später als Ersatz für die nach Flutschäden abgerissene St.-Nikola-Kirche errichtet wurde. Als Entschädigung für die Stille-Nacht-Fans bietet das Museum des Nachbarortes Fügen eine eigene Abteilung, in der die Verbreitung des Liedes Stille Nacht dokumentiert wird. Außerdem sollte jeder Tourist die Dorfschule in Arnsdorf besuchen, in der der Komponist des Liedes, der Arnsdorfer Lehrer und Organist Franz Xaver Gruber, einst tätig war. Sie beherbergt das eigentliche Stille-Nacht-Museum. Nicht übergehen sollte man freilich das Gruberhäusl zu Hochburg-Ach, in dem noch Utensilien aus dem Hausrat der Familie Gruber zu sehen sind.

Eine Chorversion von “Stille Nacht, heilige Nacht” auf französisch – nur eine der vielen Sprachen, in die es längst übersetzt wurde.

Zu viel der Ehre für ein schlichtes Weihnachtslied? Immerhin machte dieses rasch Karriere. Nur nach drei Jahre nach der Komposition trugen es die Rainer-Sänger 1822 dem Habsburger Kaiser Franz I. und Zar Alexander I. im Kaiserzimmer des Schloss Fügen vor. Da konnte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nicht nachstehen: Dessen Hofkapelle wandte sich 1854 nach Salzburg mit der Bitte um eine Abschrift des Liedes, das man für ein Werk Michael Haydns hielt. Doch spätestens da kam es heraus: Komponist war besagter Franz Xaver Gruber, der daraufhin seine Authentische Veranlassung zur Composition des Weihnachtsliedes ‚Stille Nacht, Heilige Nacht‘ zu Papier brachte. Übrigens war ein kein Wunder, dass ausgerechnet die drei Herrscher von Österreich, Russland und Preußen an Stille Nacht, heilige Nacht Gefallen fanden: Sie waren ja die Protagonisten des politisch reaktionären Bündnisses der „heiligen Allianz“.

Franz Xaver Gruber 1787 1863 16 9

Der Komponist Franz Xaver Gruber.

(Foto: Public Domain)

Ein Jahrhundert später, nämlich 1941, stimmten zwei weitere Potentaten, nämlich Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill, das Lied gemeinsam mit der versammelten Menge im Garten des Weißen Hauses an – natürlich auf Englisch: Silent Night. Da Stille Nacht inzwischen in mehr als 50 Sprachen verbreitet ist, nimmt es nicht Wunder, dass 2011 die ultimative Ehrung erfolgte, nämlich die Aufnahme in das UNESCO-Register der immateriellen Kulturgüter. Da figuriert es nun im Reigen der Welterbe-Musikdokumente neben Bachs h-Moll-Messe. Obwohl es doch nur in banalem D-Dur steht und vom Komponisten zwar immerhin zweistimmig, jedoch nur mit einer schlichten Gitarrenbegleitung gesetzt ist.

Wenngleich dies eine Musikgeschichte ist, dürfen wir den Textdichter nicht vergessen – den Hilfspfarrer Joseph Mohr. Ihm zu Ehren teilen wir auch die drei Strophen seines Gedichtes mit, die sich zwar in der originalen Erstschrift des Liedes finden, jedoch auf dem langen Marsch durch die heiligen Nächte verloren gingen:

»Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
aus des Himmels goldenen Höh’n,
uns der Gnade Fülle läßt seh’n
Jesum in Menschengestalt!
Jesum in Menschen-Gestalt!

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Wo sich heut alle Macht
väterlicher Liebe ergoss,
und als Bruder huldvoll umschloss
Jesus die Völker der Welt!
Jesus die Völker der Welt!

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Lange schon uns bedacht,
als der Herr vom Grimme befreit,
in der Väter urgrauer Zeit
aller Welt Schonung verhieß!
Aller Welt Schonung verhieß!« ¶

2.000+ ausgewählte Videos
Regelmäßige exklusive Live-Konzerte aus aller Welt
Täglich neue Musik-Geschichten
Konzertführer
CD-Empfehlungen
Keine Werbung