Es muss ein irres Morden gewesen sein: In der Nacht zum 24. August 1572 fielen allein in Paris 3000 Hugenotten dem Massaker der sogenannten „Bartholomäusnacht“ zum Opfer.
»Da setzte überall in Paris ein Gemetzel ein, dass es bald keine Gasse mehr gab, auch die allerkleinste nicht, wo nicht einer den Tod fand, und das Blut floss über die Straßen, als habe es stark geregnet«,
so beschrieb ein Straßburger Bürger die Ereignisse.
Vorausgegangen waren jahrzehntelange Religionskriege zwischen den französischen Protestanten und dem überwiegend katholischen Königshaus. Die Hochzeit, die das Verhältnis normalisieren sollte – die Verbindung zwischen dem protestantischen Heinrich von Navarra und der katholischen Margarete von Valois – wurde zur „Bluthochzeit“. Von Paris aus verbreiteten sich die Pogrome im ganzen Land, weitere 10.000 Menschen wurden außerhalb von Paris ermordet.
"Bartholomäusnacht" in Paris, Gemälde von François Dubois
(Foto: Public Domain)In Lyon starb, vermutlich zwischen dem 28. und 31. August, der Komponist Claude Goudimel; seine Leiche wurde in die Rhône geworfen. Goudimel war um 1514 in Besançon als Sohn eines Bäckers zur Welt gekommen. Dass er in Rom Lehrer Palestrinas gewesen sein soll, wird immer wieder erwähnt, lässt sich aber nicht belegen. Gesichert ist, dass Goudimel Teilhaber eines Pariser Musikverlags wurde, weltliche Chansons schrieb und (katholische) Kirchenmusik: Messen, Motetten, Magnificats.
In Metz schloss sich Goudimel der Bewegung der Hugenotten an. Damals durfte die Gemeinde im katholischen Gottesdienst nicht mitsingen. Der Reformator Johannes Calvin dagegen empfahl den Gesang von Psalmen – die einzige Kirchenmusik, die er zuließ. Zu „schön“, zu hedonistisch durfte es nicht sein:
»Dagegen ist jeder Gesang, der bloß lieblich klingen und die Ohren ergötzen soll, der Majestät der Kirche nicht angemessen, und er kann auch Gott nur höchst missfällig sein.«
Claude Goudimel hatte den „Genfer Psalter“, eine Sammlung von 150 Psalmen, schon in Form kunstvoller Motetten vertont. Nun legte er eine protestantische Version nach: Einfache vierstimmige Sätze – für den Hausgebrauch wohlgemerkt, denn mehrstimmiger Gesang war in der reformierten Kirche ebenfalls unerwünscht. Bis heute ist diese Sammlung in evangelischen Kreisen beliebt. Goudimels Vertonungen finden sich aber auch in vierstimmigen Begleitausgaben etwa zum „Gotteslob“, dem katholischen Gesangbuch: Musik kennt keine Konfession! ¶