Thomas Tallis' Spätwerk stand auf der Schwelle der Reformation. Durch die Neuordnung des protestantischen Gottesdienstes hatte sich der Stellenwert der Musik verschoben, es wurde Wert auf Schlichtheit gelegt. Tallis schrieb für beide Seiten, konnte sich jedoch künstlerisch vor allem in der katholischen Motette ausleben. The Lamentations of Jeremiah sind höchstwahrscheinlich ein spätes Werk, entstanden nach der Reformation als katholisch-lateinische Motette. Tallis war ein Meister der Imitationstechnik und der chromatischen Melismen – einzigartig eingefangen in der durchsichtigen Interpretation des Hilliard Ensembles aus dem Jahr 1987. Schwebend, präzise und dennoch nicht emotionslos lassen sie Tallis' komplexes Klanggebäude erklingen. Wie man es vom Hilliard Ensemble kennt, sind die Feinheiten der Musik besonders ausgefeilt.