Ein kleines Highlight: Strauss' vermeintlich einzige Cellosonate op. 6 hat eine Vorgängerin: Zwei Jahre zuvor schrieb Strauss das Stück, das jetzt zum ersten Mal durch Raphaela Gromes und Julian Riem eingespielt wurde. Der Anfang jedoch ist sehr bekannt: Strauss nutzte ihn in seiner zweiten Cellosonate fast deckungsgleich. Die weiteren Sätze jedoch sind neu: Ein elegisch-ausgespanntes Larghetto und ein romantisch-spritziges Allegro vivace am Schluss. Gromes' Ton ist unverwechselbar warm und sonor, dabei beweglich und immer sanghaft. Das passt auch zu den beigestellten Arrangements berühmter Strauss-Lieder, die in den Bearbeitungen teils selbst kleine Cellosonaten-Sätze sein könnten. Besonderes Schmankerl: Die Walzerfolge aus dem Rosenkavalier.
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Strauss: Erste Walzerfolge zum Rosenkavalier op. 59
Strauss: Zweite Walzerfolge zum Rosenkavalier op. 59
Die letzten fünf Lebensjahre des Komponisten brachten nicht nur die späten, an den Klassizismus der Jugendzeit anknüpfenden Solokonzerte, sondern waren zugleich eine Zeit des Sichtens, Einrichtens und Bearbeitens mit dem Ziel, einiges an Musik für die Bühne auch für den Konzertsaal nutzbar zu machen. So hatte Strauss schon 1911, unmittelbar nach der Uraufführung des Rosenkavalier, aus dessen dritten Akt eine Walzerfolge für den Konzertgebrauch zusammengestellt, der er 1944 eine weitere (mit Material der ersten beiden Akte) hinzufügte; sie wurde als Erste Walzerfolge bezeichnet, die Zusammenstellung der Walzer aus dem dritten Akt heißt seit 1944 Zweite Walzerfolge. Zu unterscheiden sind diese beiden Reihen von der 1945 erstellten Rosenkavalier-Suite.
Einen Extrakt aus der Musik des symbolistischen Musikdramas Die Frau ohne Schatten (1914 bis 1917) bildet die 1946 geschriebene Symphonische Phantasie des gleichen Titels. Durch gleichartige Bearbeitungen versuchte Strauss die Musik seiner beiden wenig erfolgreichen Ballette Josephslegende (geschrieben 1913) und Schlagobers (1921) wenigstens für konzertante Aufführungen zu retten; das Symphonische Fragment ‚Josephslegende‘ (1947) und die Suite aus dem Ballett Schlagobers sind die Ergebnisse seiner Bemühungen.
Hartmut Becker