Spätromantische Orchesterbehandlung trifft auf sinfonischen Jazz. Marsalis' Violinkonzert ist collagenhaft, schnell und schroff – dann wieder vollkommen süßlich und konservativ. Im Jazz wird ihm eine rigorose Ablehnung aller modernen Einflüsse nachgesagt – in der klassischen Musik wirkt er dagegen modern. Nicola Benedetti zeigt sich hier von ihrer rausten Seite, spielt mit Obertönen, Kratzern, dann wieder mit Vollblutkitsch. Im vierten Satz wird das gesamte Orchester zum Percussioninstrument und stampft im Hootenanny-Rhythmus. Cristian Măcelaru soll an der entgültigen Form des Konzerts einen großen Anteil gehabt haben – er dirigiert das Philadelphia Orchestra wach, exakt und energiegeladen. In der Fiddle Dance Suite lässt Benedetti die Violine zwischen Jazz, Fidel und klassischer Sonate changieren.