In einem Interview hat Leif Ove Andsnes kürzlich gesagt, manche Kompositionen würden mittelmäßige Interpretationen verkraften – Chopins Werke aber nicht. Eine Ansage, die die Erwartungshaltung an seine eigenen Interpretationen von Balladen und Nocturnes steigert. Dabei geht es nicht nur um die richtigen Töne: Es geht um Mittelstimmen, Balance, Zwischentöne. Lief Ove Andsnes scheint pianistisch gereift genug, sich diesem Oeuvre zu widmen. Dabei verzichtet er auf Schwulst, Akrobatik oder unnötiges Pathos. Er durchleuchtet die mitunter düsteren Musikgemälde Chopins und hebt die fein nuancierte Musikalität heraus – nicht aber ohne Affekt. Ein kühler Kopf trifft auf überbordende Musik, eine gute Kombination.
Weiterführende Links
Chopin: Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23
Chopin: Nocturne Nr. 4 F-Dur op. 15,1
Chopin: Ballade Nr. 2 F-Dur op. 38
Chopin: Nocturne Nr. 13 c-Moll op. 48,1
Chopin: Ballade Nr. 3 As-Dur op. 47
Chopin: Nocturne Nr. 17 H-Dur op. 62,1