Mythenumrankt hat dieses Werk etwas Transzendentales. Überirdisch schwebt die Sopranpartie über den Renaissance-Harmonien. Doch ganz so alt ist diese Version nicht: Im 18. Jahrhundert angeblich durch Mozart raubkopiert und später reichhaltig verziert, stammt die heute übliche Aufführungsversion erst aus den 1950er Jahren. Sei es drum: Dieses Stück hat Anziehungskraft, vor allem in der 1980er Version der britischen Tallis Scholars. Lupenrein sind die Harmonien, niemals gewalttätig, der hohe Gänsehaut-Sopranpart von unendlicher Schönheit. Phillips mauserte sein Ensemble ab den 1980ern zum Erfolgsgaranten, dies ist eine der ersten Aufnahmen, die die Qualität beweist. Phillips spielt mit der Position des Chores und schafft so räumliche Klangimpressionen; die Aufnahmequalität ist trotz des Alters erstaunlich klar.