Effektvoll: Leonardo Vinci, ein neopolitanischer Barockkomponist und Zeitgenosse Händels, schrieb vor allem für die Stimme. Seine Melodien haben aus heutiger Sicht Ohrwurmcharakter: Symmetrisch und formschön schrieb er Phrasen, die den Text mit absoluter Leichtigkeit transportieren. Das Orchester breitete er zur warm-weichen Klangfläche aus, die zum roten Teppich für die Gesangsstimme wurde. Sängerinnen und Sänger seiner Zeit rissen sich um seine Opern, denn mit seinen Arien konnte man glänzen. Manches wirkt heute etwas stereotyp wie Effekt- und Affekthascherei, doch die Wirkung ist unbestritten. Der Countertenor Franco Fagioli hat besondere Leckerbissen ausgegraben, die größtenteils noch nicht auf CD zu hören waren. Dabei besticht nicht nur sein geerdetes warm-weißes Timbre, sondern vor allem die unbedingte Flexibiltät seiner Stimme, die niemals nur stumpfes Virtuosentum ist, sondern immer auch Bedeutung transportiert. Orchestral von besonderer Schönheit das fast pastorale "Quell'usignolo che innamorato", wunderbar leichtfüßig interpretiert vom Barockensemble Il Pomo d'Oro.