Musik, komponiert um zu überwältigen. Der Kastrat Farinelli (Carlo Broschi) wurde und wird immer wieder gerne genutzt, um Themen-Alben zu produzieren. Während die Countertenöre seit langem diese Gefilde längst erobert haben – und sie sogar bis in die Spätromantik verlassen – erobern sich die Mezzos das Repertoire wieder zurück. Zu Cecilia Bartolis absolut gnadenloser Technik wurde alles gesagt – ein Ton und La Bartoli ist entlarvt. So wirbelt schon das erste Stück der CD im völlig wahnsinnigen Koloraturensturm los – und nichts geht daneben. Das Spiel mit Geschlechteridentitäten- und -rollen macht der Bartoli Spaß, es scheint nahezu eine Lebenseinstellung geworden zu sein. So zeigt sie sich mit dem mittlerweile bekannten Bart und nur von ihren Armen bedeckten Oberkörper auf dem Cover. Und tatsächlich: Diese Musik hat trotz ihren Spitzentönen etwas "Maskulines" an sich, wenn man diese Kategorien bedienen möchte. Grandios ist das beseelte und rasante Dirigat von Giovanni Antonini, der immer wieder aufs Neue zeigt, welche Energie in historisch-informierter Aufführungspraxis stecken kann. Attacke!