Bevor Anton Bruckner symphonische Großformate schrieb, komponierte er vorrangig vokale Werke: Messen, Mottetten, auch weltliche Chormusik. Sein 40. Geburtstag 1864 markiert eine unsichtbare, aber deutlich hörbare Linie zwischen zwei Schaffensperioden: Hier ein der vokalen Tradition Oberösterreichs und der Messentradition der Wiener Klassik verpflichteter Bruckner, dort Wahnsinnswerke unter Einfluss der Musik Richard Wagners. Der MDR Rundfunkchor unter Philipp Ahmann widmet sich den Motetten, die selbst noch hinter den Werken der ersten Schaffensperiode – dem Requiem, der Missa solemnis, den zahlreichen Messen und Psalmen – verschwinden. Philipp Ahmann sucht ihre Fluchtpunkte in den Motetten Michael Haydns. So klingen Bruckner und Haydn wie durch ein Prisma. Wunderschöne a-capella-Klänge.